Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Der Paritätische MV fordert bedarfsgerechte Stärkung des Hilfenetzes

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November fordert der Paritätische Mecklenburg-Vorpommern eine bedarfsgerechte Stärkung des Hilfenetzes, um bestehende Lücken zu schließen.

„Bei uns in Mecklenburg Vorpommern gibt es bereits ein gut funktionierendes Beratungs- und Hilfenetz für Betroffene häuslicher und sexualisierter Gewalt“, sagt der Geschäftsführer des Paritätischen MV, Dieter Eichler. Doch dieses Hilfenetz habe noch viele Lücken, die es zu schließen gelte. „Viele Betroffene werden gar nicht erreicht, weil das Hilfenetz nicht über ausreichende Ressourcen verfügt. Es fehlt an  Personal und ausreichenden Unterbringungskapazitäten.“

Landesweit haben 2022 im Beratungs- und Hilfenetz bei häuslicher und sexualisierter Gewalt in MV 4.872 Frauen Schutz und Unterstützung erhalten, 2021 waren es mit 3.898 Frauen fast 1000 weniger. „Die Frauenhäuser sind voll“, sagt Ulrike Bartel, Geschäftsführerin des Rostocker Vereins STARK MACHEN, „was aber auch an der schwierigen Situation auf dem Wohnungsmarkt liegt. In den neun Frauenhäusern ist Platz für 60 Frauen. Das Hilfenetz bietet Gewaltbetroffenen neben der Zuflucht in Frauenhäusern aber auch weitere wichtige Angebote: Neben psychosozialer Beratung finden Frauen beispielsweise Unterstützung durch Begleitung zu Ämtern, zur Polizei und zum Familiengericht, bei der Wohnungssuche und schließlich eine Perspektive auf ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben.  „Die Beratungsstellen arbeiten mit Wartelisten, die immer länger werden“, berichtet sie. Darunter leide auch die Zeit für die individuelle Beratung.

Mit der Istanbul-Konvention hat sich Deutschland 2018 verpflichtet, gegen jede Form von Gewalt an Frauen und Mädchen vorzugehen. So empfiehlt sie u.a. einen Familienplatz in einem Frauenhaus je 10.000 Einwohner, d.h. ein Platz für eine Frau mit und ohne Kinder. Bei 1,6 Millionen Einwohnern müsste Mecklenburg-Vorpommern 160 Frauenhausplätze vorhalten. Laut Koalitionsvertrag will die Landesregierung den Dritten Landesaktionsplan zur Bekämpfung von häuslicher und sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Kinder zu einer Landesstrategie zur Umsetzung der Istanbul-Konvention für Betroffene häuslicher und sexualisierter Gewalt weiterentwickeln. „Das begrüßen wir sehr“, so Eichler. „Doch neben dem politischen Willen braucht es auch konkretes Handeln.“

Die Dunkelziffer von Frauen, die sich keine Hilfe holen, ist hoch. „Vor diesem Hintergrund sind Prävention, Aufklärung und Information über Hilfe und Unterstützung für die Betroffenen enorm wichtig“, so Eichler. Neben der Rufnummer des bundesweiten Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen (116 016 www.hilfetelefon.de) müsse die Gesellschaft insgesamt sensibilisiert werden.

Der Paritätische ist mit bundesweit 130 Frauenhäusern und 200 Frauenberatungsstellen der größte Träger im Bereich Frauengewaltschutz. Der Verband engagiert sich auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene auch politisch für die Rechte von gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern.