In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Armutsquote im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 19,7 Prozent. Im bundesweiten Vergleich belegt Mecklenburg-Vorpommern weiterhin einen der letzten Plätze in der Armutsstatistik, gefolgt von Berlin und Sachsen Anhalt (beide 20,6 Prozent) und weit abgeschlagen Schlusslicht Bremen mit einer Armutsquote von 28,4 Prozent. Spitze bleiben Bayern und Baden-Württemberg, wobei der Abstand zwischen Bayern (11,6 Prozent) und dem schlechtplatziertesten Bundesland Bremen (28,4 Prozent) mittlerweile 16,8 Prozentpunkte beträgt.
Laut Bericht hat die Pandemie Arm und Reich unterschiedlich hart getroffen. „Dass die Armutsquote aber in dieser wirtschaftlichen schwierigen Zeit nicht noch weiter gestiegen ist, zeigt, dass die rasch ergriffenen Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern zur Krisenbewältigung teilweise neue Armut verhindern konnten. Gezielte Hilfen für besonders bedürftige Familien aber unterblieben. Für sie wurde die Not immer größer und die Ausgrenzung immer härter“, sagt der Vorsitzende des Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern e.V. Friedrich Wilhelm Bluschke.
Diverse Schutzschirme, Kurzarbeitergeld, aber auch Arbeitslosengeld I zeigen sich laut Bericht als wirksame Instrumente der Armutsvermeidung. „Sie verhinderten zwar keine Einkommenseinbußen, bewahrten aber ganz offensichtlich viele Menschen in der Krise vor dem Fall in die Armut.“ Auffällig sei, dass Einkommensverlierer der Corona-Krise vergleichsweise mehr Selbständige als abhängig Beschäftigte sind, was auch seinen Niederschlag in der Armutsquote gefunden hat.
Das soziodemografische Risikoprofil bleibt auf dem der Vorjahre: Nach wie vor zeigen Haushalte mit drei und mehr Kindern (30,9 Prozent) sowie Alleinerziehende (40,5 Prozent) die höchste Armutsbetroffenheit aller Haushaltstypen. Erwerbslose (52 Prozent) und Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen (30,9 Prozent) sind ebenfalls sehr stark überproportional betroffen. Das gleiche gilt für Menschen mit Migrationshintergrund (27,9 Prozent) und ohne deutsche Staatsangehörigkeit (35,8 Prozent).
Trotz der seit Jahren gleichen Gruppen mit besonders hohem Armutsrisiko sei es seit Jahren nicht gelungen, die Armutsquote nachhaltig zu senken. „Wir brauchen schnellstmöglich armutspolitische Reformen von der Bildung bis zur Alterssicherung sowie eine individualisierte Arbeitsmarktförderung und eine gute Infrastruktur, die alle mitnimmt“, fordert Bluschke mit Blick auf die Folgen der Corona-Krise.
Von der neuen Ampel-Regierung fordert der Paritätische Gesamtverband eine schnellstmögliche Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung. „Der Regelsatz ist und bleibt die zentrale Stellgröße im Kampf gegen die Armut und für den Zusammenhalt dieser Gesellschaft“, so der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider. „Wer dies ignoriert, wird keine erfolgreiche Armutspolitik machen können. Wir appellieren dringend an die Bundesregierung, hier nicht weitere vier Jahre tatenlos zu bleiben.”
Der Armutsbericht des Paritätischen arbeitet mit amtlichen Statistiken, u.a. einer Auswertung des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes, der erstmals zuverlässige Armutsquoten für das Pandemie-Jahr 2020 liefert. Der Vergleich der Ergebnisse aus den Erhebungen 2020 und 2019 ist aus methodischen Gründen nur eingeschränkt möglich. Doch fügen sich die aktuellen Daten in das Bild der letzten Jahre: Rückblickend auf 2006 lässt sich ein stetiger Aufwärtstrend ausmachen, der auch 2020 nicht gebrochen zu sein scheint. 2006 lag die Quote bundesweit noch bei 14,0 Prozent.
Den Bericht finden Sie unter: www.der-paritaetische.de/armutsbericht
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