Positionspapier zur Beschäftigungssituation von Live-in-Kräften in Deutschland

Viele Pflegebedürftige, die in der eigenen Häuslichkeit gepflegt werden, greifen auf sogenannte Live-in-Kräfte oder auch "24-Stunden-Betreuung" zurück. Die Rahmenbedingungen variieren je nach Modell und Hintergrund. Der Verbandsrat des Paritätischen Gesamtverbandes hat nun eine Positionierung zur Beschäftigungssituation von Live-in-Kräften in Deutschland beschlossen.

Von derzeit 5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden rund vier von fünf Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit versorgt. Davon werden 2,5 Millionen Pflegebedürftige ausschließlich von pflegenden Angehörigen gepflegt.

Der Druck auf Pflegebedürftige und pflegende Angehörige, eine zuverlässige, bedarfsgerechte und abgestimmte Versorgung zu organisieren und dabei das Versorgungsarrangement über Pflegegeld, Sachleistungen und Zuzahlungen finanzieren zu können, steigt stetig. Entlastung versprechen sich viele Angehörige durch Live-in-Care. Die Zahl der Live-in-Kräfte (oder auch „24-Stunden-Betreuung“, „Migrant Care Workers“, „Ausländische Haushaltshilfen und Betreuungskräfte in Privathaushalten“) in Deutschland steigt jährlich. Genaue und aktuelle Daten werden dazu nicht strukturiert erhoben, Expert*innen schätzen die Zahl auf 250.000 bis 700.000 Live-in-Kräfte bundesweit.

Die Politik ignoriert seit Jahren die Arbeitsbedingungen von Live-in-Kräften sowie den Beratungs- und Unterstützungsbedarf bei Pflegebedürftigen und Angehörigen, die mit Betreuungs- und Pflegeaufgaben konfrontiert werden. Ein nachhaltiges Pflegesystem muss flexible und bedarfsgerechte Lösungen in der Pflege schaffen. Deshalb können die derzeitigen Anstellungsverhältnisse von Live-in-Kräften nicht weiter ignoriert, sondern müssen aus der Illegalität geholt und ggf. in ein fachlich tragfähiges Konzept eingebunden werden. Grund genug für den Paritätischen, sich mit den Rahmenbedingungen von Live-in-Kräften auseinanderzusetzen.

Wir fordern Rechtssicherheit für beschäftigte Live-in-Kräfte, verbindliche Qualitätsstandards für Vermittlungsagenturen, die Vereinfachung der Direkteinstellung, den Ausbau von Beratungs- und Informationsangeboten für Live-in-Kräfte, die Stärkung einer quartiersnahen Versorgung sowie darüber hinaus eine übergreifende Reform der Pflegeversicherung (Vollversicherung).

Der Verbandsrat des Paritätischen Gesamtverbandes hat in seiner Sitzung am 22. September 2023 eine Positionierung zur Beschäftigungssituation von Live-in-Kräften in Deutschland beschlossen. Das Positionspapier zur Beschäftigungssituation von Live-in-Kräften in Deutschland ist über die Seite des Paritätischen abrufbar.