Paritätischer Armutsbericht 2022: Armut in Deutschland auf Rekordhoch – Armutsquote sinkt dagegen in Mecklenburg-Vorpommern

Die Armut in Deutschland hat mit einer Armutsquote von 16,6 Prozent (Vorjahr 16,2%) einen neuen Höchststand erreicht: 13,8 Millionen Menschen in Deutschland sind arm, 600.000 mehr als vor der Pandemie. Das ist das Ergebnis des aktuellen Armutsberichts des Paritätischen Gesamtverbands.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet angesichts der aktuellen Inflation mit einer weiteren Verschärfung der Lage und fordert von der Bundesregierung ein weiteres Entlastungspaket.

Obwohl die Armutsquote für Mecklenburg-Vorpommern mit 18,1 Prozent (Vorjahr 19,8 %) immer noch über dem Bundesdurchschnitt liegt, kann insbesondere für Mecklenburg-Vorpommern ein positiver Trend konstatiert werden: Mecklenburg-Vorpommern verbesserte sich von  Platz 13 auf  Platz  zehn. Schlusslicht im Länderranking bleibt Bremen mit einer Armutsquote von 28 Prozent. Bayern zeigt mit 12,6 Prozent mit Abstand die geringste Armutsquote.

„Dass die Armut in Mecklenburg-Vorpommern tendenziell gesunken ist, ist zwar ein gutes Signal“, sagt der Vorsitzende des Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern e.V. Friedrich Wilhelm Bluschke. „Dennoch ist sie hoch und immer mehr Menschen werden ausgegrenzt. Viele Familien wissen nicht mehr, wie sie finanziell das Ende des Monats erreichen sollen, wie sie ihre Stromrechnungen oder ihre Miete zahlen sollen.  Einige Tafeln melden Überlastung.“

Der Blick in die Regionen Mecklenburg-Vorpommerns zeige starke Unterschiede in der Armutsbetroffenheit. Am stärksten von Armut betroffen ist die Region Vorpommern mit einer Armutsquote von 20,5 Prozent. Mit 15,3 Prozent steht die Mecklenburgische Seenplatte laut Studie am besten dar.

Auffallend sei laut Studie ein ungewöhnlicher Zuwachs der Armut unter Erwerbstätigen, insbesondere der Selbständigen (von neun auf 13,1 Prozent), die während der Pandemie in großer Zahl finanzielle Einbußen erleiden mussten. „Neben kurzfristigen Entlastungspaketen brauchen wir langfristige Reformen in der Bildung, in der Alterssicherung sowie eine individualisierte Arbeitsmarktförderung sowie eine gute Infrastruktur, die alle mitnimmt“, fordert Bluschke.

Die Kinderarmut hat dem Bericht zufolge mit 20,8 Prozent bundesweit eine neue traurige Rekordmarke erreicht, das gleiche gilt für ältere Menschen (17,4%) und Rentner*innen (17,9%). Besonders von Armut betroffen sind wie in den Vorjahren auch Alleinerziehende (41,6%) und Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (35,3%).

“Wir brauchen dringend ein weiteres Entlastungspaket, eines das zielgerichtet ist, wirksam und nachhaltig”, fordert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. “Grundsicherung, Wohngeld und BAföG sind nach unserer Auffassung die wirksamsten Hebel um schnell zu einer Entlastung unterer Einkommen zu gelangen, die nachhaltig wirkt und nicht nach kurzer Zeit wieder verpufft. Es geht darum unsere letzten Netze sozialer Sicherung wieder höher zu hängen.”

Den Paritätischen Armutsbericht und weitere Informationen finden Sie auf www.der-paritaetische.de

Presseanfragen zum Bericht an:
Gwendolyn Stilling Tel. 030 24636 305

E-Mail: pr@paritaet.org