Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen: Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel

Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen haben der Paritätische MV, das Diakonische Werk MV und die Lebenshilfe MV die Landesregierung aufgefordert, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention schneller voranzutreiben.

In einer gemeinsamen Veranstaltung am 5. Mai in Schwerin, hatten die Verbände Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung in den Wichernsaal eingeladen, um gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen in Gespräch zu kommen. Schwerpunktthemen waren Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Teilhabeplanung.

„Wir wünschen uns, dass Menschen mit Beeinträchtigung immer als Expert*innen in eigener Sache beteiligt werden, so wie in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben“, sagt Henrike Regenstein, Vorstand des Diakonischen Werkes Mecklenburg-Vorpommern e.V. „Ihre Beteiligung beim Abbau von Barrieren jeglicher Art ist unabdingbar und eine Voraussetzung für ihre selbstbestimmte Teilhabe an unserer Gesellschaft. Getreu dem Motto `Nicht ohne uns über uns` sind die Menschen mit Behinderungen die Akteure. Wir werden gemeinsam Forderungen erarbeiten, um die für sie bestehenden Barrieren durch entsprechende Maßnahmen abzubauen.“

Die Umsetzung des 2. Maßnahmenplanes der Landesregierung zur Verwirklichung der UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen mit Behinderungen müsse erlebbar und spürbar werden. Ihre konkreten Vorstellungen müssen dann direkt in den 3. Maßnahmenplan einfließen und dies in einer Form, die für alle Menschen verständlich gestaltet ist, fordern die Verbände.

Inklusion funktioniert nur, wenn sich alle daran beteiligen, bestätigt auch der Vorsitzende des Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern, Friedrich Wilhelm Bluschke: „Mecklenburg-Vorpommern soll ein Land des Miteinanders sein. Eine inklusive Gesellschaft, in der wir Individualität und Vielfalt als wertvoll anerkennen – das ist das, was ich mir für Mecklenburg-Vorpommern wünsche.“

In den vergangenen Jahrzehnten habe sich beim Thema Inklusion schon viel getan, aber in vielen Teilbereichen gibt es nach wie vor großen Handlungsbedarf. Bei Mobilität, Wohnen, Arbeit sind die Fortschritte immer noch überschaubar. Daher stehe der diesjährige Protesttag unter dem Motto „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“.

„Jede Barriere verhindert gesellschaftliche Teilhabe“, sagt Landespastor Paul Philipps. „Mit unserer diesjährigen Veranstaltung, die Menschen mit Behinderungen und Politik zusammenbringt, wollen wir zeigen, dass wir durch gemeinsames Engagement unsere Zukunft inklusiv gestalten können“.

Zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen fordern die Verbände der Landesregierung:

  1. den barrierefreien Wohnungsbau in Mecklenburg-Vorpommern voranzutreiben und betreute Wohnformen zu modernisieren. Dabei muss das Wohnen für Menschen mit Behinderungen bezahlbar bleiben.
  2. im Hinblick auf das Thema Barrierefreiheit nicht nur die räumliche Barrierefreiheit und die Zugänglichkeit in den Fokus zu nehmen, sondern Menschen mit Behinderungen ebenso dabei zu unterstützen, selbstbestimmt und eigenständig mobil sein zu können. Dazu muss der barrierefreie Nahverkehr schneller ausgebaut werden.
  3. Menschen mit Behinderungen einen schnellen und unbürokratischen Zugang zu Leistungen der Eingliederungshilfe zu gewähren. Sie müssen in das Verfahren zur Ermittlung ihrer Bedarfe zu jeder Zeit einbezogen und ihre Wünsche berücksichtig werden. Die Landesregierung hat ihre Fachaufsicht wahrzunehmen und Wartezeiten auf maximal vier Wochen zu verkürzen.
  4. sollten Menschen mit Behinderungen den Wunsch haben, an einem anderen Ort als in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig sein zu wollen, sie dabei zu unterstützen, Alternativen zu finden. Ebenso hat die Landesregierung Arbeitgebern, die ihr Unternehmen durch die Mitarbeit von Menschen mit Behinderungen bereichern wollen, zu informieren und unterstützen.

Demo: Barrieren abbauen 
Nach der Veranstaltung im Wichernsaal hatte die Lebenshilfe zur Demonstration in der Schweriner Innenstadt eingeladen. Der Vorsitzende des Paritätischen MV, Friedrich Wilhelm Bluschke, begrüßte die mehr 200 Teilnehmenden, die auf dem Weg durch die Schweriner Innenstadt zur Siegessäule am Schloss ihre Forderung nach bezahlbarem Wohnraum Gehör verschafften. Selbstvertreter kamen auch in einem Interview mit dem NDR live zu Wort. 

Petition: Barrierefreies Wohnen muss bezahlbar sein - hier geht*s zur Unterschrift
Menschen mit Behinderungen haben wie alle anderen Menschen auch, das Recht, ihren Wohnort zu wählen. Sie dürfen selbst entscheiden, mit wem und wie sie leben. Sie sind nicht verpflichtet, in besonderen Wohnformen zu leben. Diese Entscheidungsfreiheit ermöglicht ein Leben in der Gemeinschaft und verhindert Isolation und Absonderung. Das steht im § 9 SGB XII.

Hier können Sie die Petition unterschreiben: https://www.openpetition.de/.../barrierefreies-wohnen...