Paritätischer aktualisiert Armutsbericht 2022: Armut in Deutschland auf neuem Höchststand - Armutsquote in MV sinkt entgegen dem Bundestrend

Rund 14 Millionen Menschen zählen in Deutschland zu den Einkommensarmen. Mit einer Armutsquote von 16,9 Prozent hat die Armut damit einen neuen Höchststand erreicht. Das ist das Ergebnis der heute veröffentlichten Neuauflage des Paritätischen Armutsberichts 2022.

Der Paritätische Gesamtverband korrigiert mit den aktualisierten Daten des Statistischen Bundesamtes seinen im Juni veröffentlichten Armutsbericht (Berichtsjahr 2021), da das Bundesamt nun Endergebnisse für das Berichtsjahr 2021 mit zum Teil gravierenden Abweichungen vorgelegt hatte: So betrug die Kinderarmut nicht, wie zuerst berechnet, 20,8 Prozent, sondern sogar 21,3 Prozent. Die Armutsquote von Alleinerziehenden stieg von 41,6 auf 42,3 Prozent.

Obwohl die Armutsquote für Mecklenburg-Vorpommern mit 18,3 Prozent (Vorjahr 19,8 %) immer noch über dem Bundesdurchschnitt liegt, kann insbesondere für Mecklenburg-Vorpommern ein positiver Trend konstatiert werden: Mecklenburg-Vorpommern verbesserte sich von  Platz 13 auf Platz neun. Schlusslicht im Länderranking bleibt Bremen mit einer Armutsquote von 28,2 Prozent. Bayern zeigt mit 12,8 Prozent mit Abstand die geringste Armutsquote.

„Es ist ein positives Signal, dass die Armut in Mecklenburg-Vorpommern tendenziell sinkt“, der Vorsitzende des Paritätischen Mecklenburg-Vorpommern e.V. Friedrich Wilhelm Bluschke. „Leider bleibt sie mit 18,3 Prozent auf einem sehr hohen Niveau.“ Armut mache einsam und grenze Menschen aus. „Beratungsstellen berichten von wachsender Verzweiflung ihrer Klienten, viele Familien wissen einfach nicht, wie sie bis zum Monatsende finanziell über die Runden kommen sollen. Die Tafeln melden vielerorts Überlastung“, so Bluschke.

Der Blick in die Regionen Mecklenburg-Vorpommerns zeigt starke Unterschiede in der Armutsbetroffenheit. Am stärksten von Armut betroffen ist die Region Vorpommern mit einer Armutsquote von 20,6 Prozent. Mit 15,8 Prozent steht die Mecklenburgische Seenplatte laut Studie am besten dar.

„Die kurzfristigen Entlastungpakete waren wichtig, haben aber das Armutsproblem nicht gelöst“, sagt der Verbandsvorsitzende. „Wir brauchen dringend langfristige Reformen in der Sozialpolitik.“ Er fordert Reformen in der Bildung und in der Alterssicherung sowie eine individualisierte Arbeitsmarktförderung und eine Kindergrundsicherung.

„Unser aktualisierter Armutsbericht 2022 ist ein bitteres Armutszeugnis für die Politik der Großen Koalition“, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. Sie habe Armut billigend in Kauf genommen. Der Verband fordert die Ampel-Koalition zu wirkungsvollen Maßnahmen gegen die rapide steigende Armut in Deutschland auf. „Angesichts der Entwicklungen des vergangenen Jahres ist erst recht keine Zeit zu verlieren, um die wachsende Not zu lindern. Die Armut wird nicht nur immer größer, sondern mit den explodierenden Preisen auch immer tiefer“, so Schneider. „Von zentraler Bedeutung sind eine spürbare Anhebung der Regelsätze in Hartz IV und Altersgrundsicherung von jetzt 502 auf 725 Euro, eine existenzsichernde Anhebung des BAföG und die zügige Einführung der Kindergrundsicherung.”

Den Bericht finden Sie unter: www.der-paritaetische.de/armutsbericht

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