Wenn der eigene Ehemann plötzlich den Weg nach Hause nicht mehr findet oder die Mutter das schmutzige Geschirr neuerdings in den Kühlschrank stellt: Demenz verändert das Leben und stellt die gesamte Familie vor große Herausforderungen.
Die Zahl der Demenzkranken hat in den vergangenen Jahren sprunghaft zugenommen. Neusten Schätzungen zufolge leben etwa 36.000 Menschen mit Demenz in Mecklenburg-Vorpommern. Betreut werden sie überwiegend von Angehörigen. Doch das bindet immense Kräfte.
Angehörige brauchen Unterstützung
Neben einer guten medizinischen Versorgung, intensiver Betreuung und Pflege für Menschen mit Demenz benötigen auch Angehörige entsprechende Unterstützung. Der GeriCoach soll das übernehmen und durch Beratung, Austausch, Verständnis, Ermutigung und vor allem Entlastung dafür sorgen, dass Angehörige dabei selbst gesund bleiben.
Neben der Vermittlung von umfangreichem Wissen zu den Themen Demenz, Teilhabe, Prävention, Versorgung und Entlastung, baut er Netzwerke auf mit ehrenamtlichen und niedrigschwelligen Strukturen.
Herausforderung: Betroffene im ländlichen Raum
Noch immer gibt es große Versorgungslücken in unserem Flächenland. Allein in der hohen Anzahl an Betroffenen und der Verteilung in der Fläche in unterschiedlich strukturierten Räumen – Stadt und Land sowie ländliche Räume und dünnbesiedelte ländliche Räume – wird die Tragweite der Herausforderungen für die Gewährleistung einer wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung sichtbar.
Die Betreuung eines Familienmitgliedes mit Demenz ist häufig eine 24-Stunden Aufgabe. Auf Dauer ist das eine enorme physische und psychische Belastung. Viele Angehörige von Betroffenen kennen die vielfältigen Möglichkeiten und Wirkungen niedrigschwelliger Betreuungs-, Entlastungs- und Teilhabeangebote gar nicht. Hier gilt es, intensive Aufklärungsarbeit zu leisten und mit der Initiierung weiterer Unterstützungsmöglichkeiten die Versorgungslücken in den ländlichen Regionen zu schließen.
Unterstützungsmöglichkeiten müssen bekannter werden
Je früher Informationen über die Erkrankung und mögliche Hilfen gegeben werden, umso besser gelingen Vorsorge, Alltagsentlastung und ein möglichst langer Verbleib in den eigenen vier Wänden. So können Betroffene und ihre Angehörigen rechtzeitig planen, persönliche Angelegenheiten regeln und Vorsorge treffen und das Leben neu strukturieren, so dass noch ganz viel möglich ist und bleibt.
Qualifizierung von Fachkräften aus dem Gesundheits- und Sozialbereich
Vor diesem Hintergrund wurde im Sommer 2018 das Modellprojekt „KATE“ ins Leben gerufen, um Fachkräfte aus dem Gesundheits- und Sozialbereich zu GeriCoaches zu qualifizieren. Innerhalb der Schulung lernen die Teilnehmenden alles rund um das Thema Demenz und übernehmen in ihrer Region eine Koordinierungsfunktion.
Nach Abschluss der Qualifizierung bauen die GeriCoachses eigenständig regionale Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz auf, schaffen lokale Vernetzungen von Akteuren aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und etablieren wirksame Versorgungs- und Unterstützungsinstrumente. Dies soll besonders in den dünn besiedelten ländlichen Räumen für Entlastung der pflegenden Angehörigen sorgen und insgesamt die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen verbessern.
GeriCoach übernimmt Koordinierungs- und Beratungsfunktion
Der GeriCoach übernimmt außerdem eine Koordinierungs- und Beratungsfunktion für Betroffene und ihre Familien, die in der Häuslichkeit leben, damit diese frühestmöglich einen Zugang zur qualitätsgesicherten medizinisch pflegerischen Versorgung und individuellen Unterstützungsleistungen im Alltag erhalten. Durch seine beruflichen Vorkenntnisse und die zusätzliche Qualifizierung, kann der GeriCoach verschiedene Unterstützungsangebote anbieten. So kann er Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen mit Demenz so lange und so gut wie möglich in der eigenen Häuslichkeit leben können und Angehörige die erforderliche Unterstützung und Entlastung erfahren, die sie für diese Aufgabe benötigen.
Die GeriCoaches setzten Ziele der Nationalen Demenzstrategie um. Sie führen Angehörigenschulungen und individuelle häusliche Schulungen (§ 45 SGB XI) durch. Durch diese Schulungen erhalten betroffene Familien das erforderliche Handwerkszeug, um ihren Alltag mit der Erkrankung und den Erkrankten besser meistern zu können.
Nachdem die Prüfung zum GeriCoach erfolgreich absolviert wurde, ergeben sich verschiedene berufliche Perspektiven und Verdienstmöglichkeiten auf Honorarbasis.
Finanziert wird das Modellprojekt „KATE“ durch das Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung Mecklenburg Vorpommern, sowie dem Landesverband der Pflegekassen Mecklenburg Vorpommern und dem Verband der privaten Krankenversicherung e.V.
Ansprechpartnerin
Michèle Sawade
Projektleiterin
Tel. 0381 208 754 02
E-Mail: m.sawade@alzheimer-mv.de